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Potenziale der Nachhaltigkeit und deren Erschließung

Sustainability potentials and how to access them

Michael Sulzbach, M. Sc.; Dipl.-Ing Gudrun Golkowski, Bergisch Gladbach

Der voranschreitende Klimawandel und die weiter zunehmende Rohstoffknappheit zeigen deutlich, wie wichtig ein nachhaltiger Wandel ist. Dieser Wandel muss auch im Straßenbau vorangetrieben werden. Allerdings ist es schwierig, eine Entwicklung einzuschlagen, wenn nicht bekannt ist, welcher Weg der beste ist. Die umfassende Bilanzierung von Treibhausgasemissionen, Ressourcen- und Energieverbräuchen gibt hierbei eine wichtige Entscheidungshilfe. Die größten Nachhaltigkeitspotenziale sollten, falls möglich, auch als Erstes angegangen werden, während sehr kleine Faktoren erst zu einem späteren Zeitpunkt oder gar nicht bearbeitet werden müssen. Eine Grundlage stellen europäische und deutsche Regelwerke und Normen dar. Sie bilden das Gerüst einer Nachhaltigkeitsbilanzierung, müssen aber für den Straßenbau angepasst werden. Innerhalb eines vom BMDV beauftragten Forschungsprojekts wurden, in engem Austausch mit Vertretern aus Industrie, Forschung und Verwaltung, Annahmen zu Baustoffen, Transporten und Lebenszyklen für die betrachteten Bauweisen festgelegt, so dass unterschiedliche Szenarien betrachtet werden konnten. Hier wurde auch ein Berechnungs-Tool erstellt, welches im Folgenden für weitere Berechnungen durch die Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt) genutzt wurde. Dabei wurden die größten Hebel für die Nachhaltigkeit bestimmt. Als Ergebnis konnten die Nutzungsdauern der einzelnen Schichten, die genutzten Energieträger und die Transportweiten als größte Einflussfaktoren identifiziert werden. Um darüber hinaus die Sicht der handelnden Akteure zu erfahren, wurde in 2024 durch die BASt ein Diskussionsforum veranstaltet, in dem Maßnahmen zur CO₂-Reduktion im Straßenbau diskutiert wurden. Dabei wurden die bereits beschriebenen Einflussfaktoren weitestgehend bestätigt und um weitere Faktoren ergänzt. Die Arbeiten im Bereich der Nachhaltigkeit sind aber noch bei Weitem nicht abgeschlossen. Es werden neue Forschungsprojekte angestoßen und Hinweispapiere erstellt. Die politischen Voraussetzungen werden sich weiter ändern, die Datengrundlagen werden sich ändern, die Zielsetzungen werden sich ändern. All' das führt dazu, dass der Straßenbau beim Thema Nachhaltigkeit sprichwörtlich noch eine lange, kurvenreiche Fahrt vor sich hat.

Progressing climate change and the increasing scarcity of raw materials clearly show how important change towards a more sustainable economy really is. This change and its measures have also to be applied in the road construction sector. However, it is difficult to find the most effective measures if the best path to achieve a higher sustainability is not known. Sustainability assessments of greenhouse gas emissions, resource and energy consumption provide an important decision-making tool. The greatest sustainability potentials should be tackled first, while very small potentials can be addressed at a later stage. European and German construction standards and regulations already provide a framework of sustainability assessment rules that still need to be adapted for road construction. As part of a research project commissioned by the Federal Ministry for Digital and Transport (BMDV), assumptions regarding construction materials, transports and life cycles for the construction methods have been considered so that different scenarios could be analysed. Those assumptions were defined in close cooperation with representatives from industry, academia, and administration. For the sustainability calculations, a tool was created, which was subsequently used for further calculations and analyses by the Federal Highway and Transport Research Institute (BASt). The following aspects: the service lives of the individual layers, the energy sources used, and the transport distances were identified as the most important factors for reducing greenhouse gas emissions. In 2024, BASt additionally organised a workshop in which measures to reduce CO₂ emissions in road construction were discussed. The goal was to get further insights about the views and opinions of the involved stakeholders in road construction. The results of the discussions confirmed largely the aspects of the calculated results and led to single additional factors/aspects. However, work on sustainability potentials, indicators, and criteria is far from complete. New research projects have been initiated, and reference papers have been drawn up. Due to the changing political framework conditions, further development of the data basis, and adapting objectives, the road construction sector still has a long way to go to achieve a comprehensive sustainability assessment.

doi.org/10.53184/STA3-2025-1

 

Rechnerische Dimensionierung als Basis für ganzheitliche, nachhaltige Asphaltbefestigungen

Calculated dimensioning as the basis for integrated, sustainable asphalt pavements

Dipl.-Ing. Volker Schäfer;
Tobias Di Turi, M. Sc., Oldenburg

Im Sinne der Nachhaltigkeit ist die Asphaltbauweise der Betonbauweise in vielen Punkten überlegen. Gründe hierfür sind die vollständige Wiederverwendbarkeit des Baustoffs Asphalt und der sehr hohe Energieaufwand bei der, für den Beton erforderlichen, Zementherstellung. Dabei stellen der Grad der Wiederverwendung und in noch größerem Maße die Dauerhaftigkeit der Asphaltstraßen wichtige Stellschrauben für die Reduktion des CO₂- Fußabdrucks im Asphaltstraßenbau dar (Zander, 2024). Vor diesem Hintergrund ist es in jedem Fall lohnenswert ein besonderes Augenmerk auf diese Aspekte bereits bei der Planung von zukünftigen Maßnahmen des Neubaus, der Erhaltung oder der Erneuerung zu legen. Mit den RDO Asphalt 09/24 (FGSV, 2024b) steht im Katalog des FGSV-Regelwerks ein Werkzeug zur Verfügung, welches geeignet ist, bereits im Vorfeld einer Baumaßnahme die vorgesehenen Asphalte und das Oberbaukonzept so zu optimieren, dass mit einem minimalen Verbrauch an Ressourcen eine maximale Dauerhaftigkeit erzielt werden kann. Neben dem Straßenbau können die RDO Asphalt 09/24 auch für die Optimierung von Flächenbefestigungen für Hafen-, Logistik- und Industrieflächenbefestigungen verwendet werden, die so genau auf die vorgesehene Nutzung zugeschnitten werden können. Die derzeit noch häufig vorliegende Überdimensionierung der Flächen kann so verhindert und der Verbrauch an Ressourcen auf das erforderliche Mindestmaß reduziert werden. Die RDO Asphalt 09/24 sind somit geeignet, die CO₂- Emissionen in der Lebenszeitbetrachtung einer Asphaltbefestigung deutlich zu reduzieren und können damit immens zur Nachhaltigkeit der Bauweise beitragen. Die mittlerweile vorliegenden Erfahrungen aus 15 Jahren Anwendung seit der Einführung der RDO Asphalt 09 bieten hierfür eine umfangreiche Grundlage, sodass einer breiten Anwendung der rechnerischen Dimensionierung nichts mehr im Wege steht.

In terms of sustainability, asphalt pavements are superior to concrete pavements in many aspects. The reasons for this are the complete reusability of asphalt as a construction material and the very high energy input required for cement production, which is necessary for concrete. The degree of reuse and, to an even greater extent, the durability of asphalt roads are important factors in reducing the CO₂ footprint of asphalt road construction (Zander, 2024). With this in mind, it is definitely worth paying particular attention to these aspects when planning future measures for new construction, maintenance or renewal. With the RDO Asphalt 09/24 (FGSV, 2024b) a tool is available in the catalogue of FGSV regulations that is suitable for optimizing asphalt and superstructure concepts in advance of a construction project with the aim for maximum durability by a minimum consumption of resources. In addition to road construction, RDO Asphalt 09/24 can also be used to optimize pavements for port, logistics and industrial areas, allowing them to be tailored precisely to the intended use. This prevents the currently still frequent over dimensioning of asphalt pavements and reduces the consumption of resources. RDO Asphalt 09/24 is therefore suitable for significantly reducing CO₂ emissions over the lifetime of an asphalt pavement and can therefore make an immense contribution to the sustainability of asphalt paving. The experience gained from 15 years of application since the introduction of RDO Asphalt 09 provides a comprehensive basis for this, so there are no obstacles against a broad application of the calculated dimensioning.

doi.org/10.53184/STA3-2025-2

QGIS Plug-in für OKSTRA-Daten und Python für die OKSTRA-Klassenbibliothek

QGIS plug-in for OKSTRA data and Python for the OKSTRA class library

Dipl.-Ing. Steffen Stöber, Magdeburg
Dipl.-Phys. Arnold Vogelsang, Bonn

Beim Austausch von OKSTRA-Daten besteht regelmäßig ein Bedarf, die Daten zu visualisieren, z. B. zur Qualitätssicherung. Hier wird seit langem ein geeignetes flexibles Werkzeug vermisst, mit dem es für Endanwender leicht möglich ist, einen Datensatz mit frei verfügbaren Werkzeugen anzuzeigen. Die vorhandenen Mittel, etwa im OKSTRA-Werkzeug, reichen hierfür nicht mehr aus, zumal die Datenumfänge die Tendenz haben, immer größer zu werden. Hier kommt eine Initiative der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt ins Spiel, wodurch die frei verfügbare GIS-Anwendung QGIS durch ein Plug-in aufgerüstet wird für den Umgang mit OKSTRA-Datensätzen. Dadurch wird es möglich, OKSTRA-Daten in QGIS quasi nativ einzubinden, zu prüfen und mit zusätzlichen Attributen anzureichern. Durch den Einsatz von QGIS-Stildefinitionen können die Daten in fachlich treffender Weise präsentiert werden. Bei einer direkten Einbindung einer OKSTRA Bestands-DB können die Projektdaten nach erfolgreicher Prüfung auch direkt in die Datenbank übernommen werden. Zur technischen Realisierung des Plug-ins wurde die OKSTRA-Klassenbibliothek (OKLABI) mit einer Schnittstelle für die Programmiersprache Python ausgerüstet. Da diese Sprache eine sehr weite Verbreitung genießt, entsteht dadurch über das QGIS-Plug-in hinaus zusätzlich ein ganz neuer, großer Bereich von Einsatzmöglichkeiten für die OKLABI. Eine erste Version der Python-Schnittstelle für die OKLABI ist im Sommer 2023 entstanden und der Prototyp des QGIS-Plug-in für das OKSTRA-Datenformat ist im vierten Quartal 2023 erstmalig zum Einsatz gekommen. Das Ziel ist es, dieses Plugin künftig der Öffentlichkeit verfügbar zu machen.

When exchanging OKSTRA data, there is often a need to visualize the data, for example for quality assurance. For a long time, a suitable, flexible tool has been missing that makes it easy for end users to display a data set using freely available tools. The resources available in the OKSTRA tool, for example, are no longer sufficient for this, especially since the volume of data tends to grow substantially larger. This is where an initiative by the State Road Construction Authority of Saxony-Anhalt comes into play, whereby the freely available GIS application QGIS is upgraded with a plug-in to handle OKSTRA data sets. This makes it possible to integrate OKSTRA data in QGIS almost natively, in order to check data and to add additional attributes. By using QGIS style definitions, the data can be presented in a technically appropriate manner. If an existing OKSTRA database is integrated, the project data can also be transferred directly to the database after successful checking. For the technical implementation of the plug-in, the OKSTRA class library (OKLABI) was equipped with an interface for the Python programming language. Since this language is very widely used, this creates a completely new, large range of possible uses for OKLABI beyond the QGIS plug-in. A first version of the Python interface for OKLABI was released in summer 2023, and the prototype of the QGIS plug-in for the OKSTRA data format was used for the first time in the fourth quarter of 2023. The aim is to make this plug-in available to the public in the future.

doi.org/10.53184/STA3-2025-3

Deutscher Straßen- und Verkehrskongress 2024 in Bonn, Teil 2

German Road and Transportation Congress 2024 in Bonn, Part 2

Dr.-Ing. Michael Rohleder, Köln

Der Deutsche Straßen- und Verkehrskongress der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) wurde im Jahr 2024 mit mehr als 2.000 Teilnehmenden in Bonn veranstaltet – ein besonderer Kongress, da zeitgleich das 100. Jubiläum der FGSV gefeiert werden konnte. Bewährt begleitet wurde er von der Fachausstellung „Straßen und Verkehr 2024“, in der 173 Aussteller aller fachlichen Gewerke aus den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft ihr vielfältiges Leistungsspektrum präsentierten und über neue Entwicklungen informierten. Ergänzt wurde diese durch eine Sonderausstellung „100 Jahre FGSV – Wege in die Zukunft“. Nach der Eröffnung der Fachausstellung durch Herrn Dipl.-Ing. Ralf Schär, stellvertretender Vorsitzender der FGSV, und des Kongresses durch die ehemalige Vorsitzende, Frau Dir.‘in Dipl.-Ing. Elfriede Sauerwein-Braksiek, sowie durch den neu gewählten Vorsitzenden der FGSV, Herrn Dr.-Ing. Stefan Klotz, hielt Frau Staatssekretärin Susanne Henckel, Bundesministerium für Digitales und Verkehr, eine Ansprache. Es folgten Grußworte von Herrn Staatssekretär Viktor Haase, Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Frau Bürgermeisterin Nicole Unterseh, Bundesstadt Bonn sowie von Herrn Nazir Alli, Präsident des Welt-Straßenverbandes PIARC. Die insgesamt zehn Vortragsreihen deckten wieder das gesamte Fachgebiet mit vielen aktuellen Ausprägungen ab, erneut mit einem deutlichen Schwerpunkt auf den Bereichen Nachhaltigkeit und Klimaschutz, aber auch zu Digitalisierung und Innovationen. Zusammenfassend stellen die Themen auch einen Querschnitt aus der Gremienarbeit der FGSV dar, die darauf ausgerichtet ist, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen in Technische Regelwerke und Wissensdokumente umzusetzen, hierbei auch den Forschungsbedarf zu konzipieren und den Stand der Technik zu verbreiten. Abgerundet wurde das Kongressprogramm durch einen Festvortrag zum Thema „7 Denkanstöße zu unserer Welt im Wandel“, gehalten von Frau Kristina zur Mühlen, TVJournalistin und Physikerin, und ein abschließendes Jubiläumsforum. Hier präsentierten und diskutierten zur Frage „Was können wir in Zeiten des Wandels regeln?“ unter der Moderation von Prof. Dr. Christoph Walther (M-Five GmbH) vier Fachleute unter lebhafter Beteiligung des Publikums. Der Kongress 2024 umfasste drei Tage mit viel Raum für die Kommunikation und den Austausch vor, zwischen und nach den Fachvorträgen.

The German Road and Transportation Congress, hosted by the German Road and Transportation Research Association (FGSV) was held in October 2024 in Bonn with more than 2000 participants – a special congress because the 100th anniversary of the FGSV could be celebrated at the same time. Well-tried it was accompanied by the “Road and Transportation 2024” exhibition, where 173 exhibitors coming from economy, administration and research shew their wide range of business activities and informed about new developments. This was supplemented by a special exhibition “100 Years of FGSV – Paths into the Future”. Following the opening of the exhibition by Ralf Schär, deputy chairman of FGSV and the opening of the congress by Elfriede Sauerwein-Braksiek (former chairwoman of FGSV) and Stefan Klotz (newly elected chairman of FGSV) Susanne Henckel, Secretary of State in the Federal Ministry for Digital and Transport held a speech. She was succeeded by Viktor Haase, Secretary of State in the Ministry of the Environment, Nature and Transport of the State of North Rhine-Westphalia, Nicole Unterseh, mayor of the city of Bonn, and Nazir Alli, president oft he World Road Association PIARC. The total of ten lecture series covered the entire subject area with many current aspects, again with a clear focus on the areas of sustainability and climate protection, but also on digitalization and innovations. In summary, the topics also represent a cross-section of the committee work of the FGSV, which is aimed at translating scientific findings and practical experience into technical regulations and knowledge documents, while also conceptualizing research needs and disseminating the state of the art. The congress program was completed by a lecture “7 thought-provoking impulses on our changing world,” held by Kristina zur Mühlen, TV journalist and physicist, and a closing anniversary forum. Here, four experts presented and discussed the question “What can we regulate in times of change?” moderated by Christoph Walther (M-Five GmbH) with lively participation from the audience. The congress 2024 comprised three days, giving a lot of space for communication and exchange before, between and after the papers.

doi.org/10.53184/STA2-2025-4